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Das Auto und die Arbeit

Veröffentlicht am 04.01.2016

Zwei Dinge sind hier doch ziemlich anders als bei uns: Die Einstellung zum Thema Auto und Arbeit. Wieso? Lest selbst.

Mein wunderbares Auto macht, was sein Name, Volvo, verspricht. Er rollt und rollt und rollt. Ich liebe es!!!Mein wunderbares Auto macht, was sein Name, Volvo, verspricht. Er rollt und rollt und rollt. Ich liebe es!!!Die Spanier sind viel draußen, viel mehr als wir Deutsche, würde ich sagen. Sie laufen viel, aber lieben auch ihr Auto. Aber ganz anders als viele Deutsche, die ihr Gefährt hegen und pflegen und in der Garage schützen. Ne Beule ist hier kein Grund zur Panik, die wenigsten Autos haben keine Macke. Die Autos sind hier teilweise so verbeult, den würde manch Deutscher verschrotten lassen. Und mit ihren coches sind sie ständig unterwegs. Busse und Bahnen gibt es hier in der Gegend auch so gut wie gar nicht. 

An meinem ersten Tag hier passierte es: Da fahre ich über 2400 Kilometer durch Deutschland, Frankreich und Spanien, aber nein, am ersten Abend auf dem Supermarktparkplatz sehe ich beim Ausparken nicht das parkende Moped hinter mir. Dididididiiiii, macht das Parc Control System und bumms einen Moment später. Viele gucken, ich stell den Motor aus, steig aus. Guck, was los ist. Im Moped ein kleiner Riss in der Blende, also das Teil, das über dem Reifen ist. Bin zu den Leuten gegangen, die das gesehen haben. Was soll ich jetzt machen, frag ich, muss ich die Polizei rufen oder warten bis die Frau wieder da ist von dem Moped? Waaaaas, wieso? Gucken mich die Frauen an. Sei doch nix passiert. Doch, ein kleiner Riss. Ach, dafür gebe es doch Kleber. Völlig perplex geh ich zurück zum Auto, nachdem mir noch andere Passanten sagen, ich soll nach Hause fahren. Doch ich warte. Da kommt ein Deutscher, Holländer, ich weiß es nicht, zu mir und fragt, ob er helfen kann und erklärt mir: Mädchen, du darfst dich auch nicht wundern, wenn du mal zu deinem Auto zurückkommst und plötzlich ne Beule dran ist. Ist hier halt so. Nun gut. Während wir reden kommt die Moped-Frau auch schon zurück. Ich erkläre ihr, was passiert ist. Sie lacht nur, fragt, wie lange ich schon in Spanien lebe, wünscht mir eine schöne Zeit und fährt davon…

Gefahren wird hier auch, wie man will. Ganz schnuckelig finde ich die Tempolimits. Da kommt ein Schild und sagt: 50. In Deutschland klar: Hier sollte man nur 50 fahren. Aber hier kommt nach einigen hunderten Metern erneut das Schild 50, aber mit dem Hinweis "Recuerde". Erinnerung. Wie niedlich! Wir wollen dich nicht bremsen, nur daran erinnern, dass hier EIGENTLICH nur 50 erlaubt ist. Naja. Auch haben viele kein Problem, nach den Gläsern Wein noch nach Hause zu fahren. Zwei Polizeikontrollen habe ich in den vier Wochen erlebt: Einmal wurden die Fahrer auf Alkohol getestet, einmal die Geschwindigkeit kontrolliert. In die Kreisverkehre (davon gibt es Milliarden!) fährt man am besten getreu des Mottos Augen zu und durch. Kommt meinem Fahrstil aber nah, also hab ich hier null Probleme.Ein ordentlicher Fauxpas ist mir nach meiner Ankunft passiert. Beim Saubermachen hab ich direkt mal die Plaketten mit dem Hochdruckreiniger geschrottet... :-DEin ordentlicher Fauxpas ist mir nach meiner Ankunft passiert. Beim Saubermachen hab ich direkt mal die Plaketten mit dem Hochdruckreiniger geschrottet... :-D

No hay trabajo.

Ja, das Leben ist hier anders. Entspannter, fröhlicher, kommunikativer. Man redet mit jedem, jeder redet mit einem. Gassigehen ohne irgendwelche Gespräche zu führen, völlig unmöglich. Ein Paradies. Aber: Ein Paradies ohne Jobs, so sagt es jeder, der hier wohnt. „No hay trabajo aquí.“ Hier gibt es keine großen Firmen, keine Fabriken. Hier gibt es nur Jobs im Tourismus, Landwirtschaft und der Fischerei. Und natürlich viele Handwerker, Mechaniker und Einzelhändler - die allerdings auch vom Tourismus leben. Viele Geschäfte und Bars haben in den Wintermonaten sogar zu, einige, weil sie im Sommer so gut verdient haben, andere, weil sie in diesen Monaten einen anderen Job haben. Von meinen vier Gastfamiliengeschwistern lebt nur eine, Pepi, in Conil. Toñi lebt in Malaga, Brigitte mit ihrer Familie in Madrid und Juan Manuel in Hannover. Für die Jugend gibt es hier keine großen Perspektiven. 

Doch bis sie eines Tages raus aus Conil müssen, um Geld zu verdienen, surfen sie oder sausen sie mit ihrem Moped von Strand zu Strand. Die Kinder leben in Spanien durchschnittlich viel länger bei ihren Eltern als in Deutschland: Bis 30. Was viele, unter anderem auch mein Vater, der mit 14 seine Ausbildung gemacht hat, wohl als Versagen ansehen.  Aber heute ist alles später, auch bei uns. Ich war 20 als ich Abitur gemacht habe, dann habe ich gearbeitet, Ausbildung gemacht, diverse Praktika und mit 24 dann mit dem mindestens neun Jahre dauernden Journalistik-Studium begonnen. Und so ist das auch oft hier. Oder es gibt eben keine Jobs. Anders als in Deutschland haben die Eltern aber mehr Verständnis dafür und die Gesellschaft generell. Familien halten hier enger zusammen, während es in Deutschland immer mehr auf Eigenständigkeit ankommt. Es ist eben nicht mehr so wie früher.

Zum Thema Arbeit  muss ich aber auch noch sagen: Die Spanier sind sehr fleißig. Heilig ist für sie nur die Siesta. Die Geschäfte haben aber irgendwie immer und ständig auf, außer in der Siesta, die Leute arbeiten auf ihren Campus, außer in der Siesta, und keiner will hier arbeitslos sein. Wer keine Arbeit hat, der hilft irgendwo aus. Faulheit passt hier, außer in der Siesta, nicht ins Bild. So ist mir das auch mega bei Baustellen aufgefallen: Zack, bumm, fertig. Das war in Deutschland auch mal so... Ne? Erinnert ihr euch? :-)