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Salut, me llamo Katrina, how are you?

Veröffentlicht am 10.01.2016

Einen Abstecher in die Politik habe ich nach meinem Abi unternommen, der Hauptgrund war die für mich miserable Bildungspolitik. Doch so viele Fehler ich im System entdecke, habe ich doch einiges fürs Leben gelernt: An einem Tag spreche ich hier fließend englisch, französisch und spanisch mit Menschen aus aller Welt. Wie ein Gehirn so switchen kann, faszinierend.

Das Spannendste am Reisen ist nämlich, Menschen kennenzulernen. Das klappt nicht nur als Hundebesitzer ultra schnell, sondern beim Einkaufen, in Cafés, Bars, überall. Hier in Conil habe ich natürlich vor allem Kontakt mit Spaniern. Wie ich schon mal geschrieben habe betonen sie alle jedes Mal, wie gut ich spanisch sprechen kann. Sehr süß war eine Frau an der Fischtheke, die was sagte und ich fragte: Entschuldigung, was haben Sie gesagt? "Na dass Ihr Spanisch so toll ist!" :-D

Aber auch sonst bin ich selber überrascht, wie fließend das geht, unterstützt von Händen, Füßen sowie meinen Wörterbüchern in analoger und digitaler Form. Denn beim Sprachen lernen finde ich es wichtiger, einfach drauf los zu plappern als streng zu überlegen: Welche grammatikalische Form ist jetzt richtig? Und wenn mal was falsch ist korrigieren mich die Menschen und ich habe dazu gelernt. In einer Boutique hat eine Frau gar nicht bemerkt dass ich Deutsche bin. Das war mein größtes Lob.

Hier in Andalusien leben aber nicht nur Spanier, sondern hier überwintern und leben auch viele Engländer, Waliser oder Deutsche, Urlaub machen hier viele Franzosen. Schade finde ich die Einstellung oftmals älterer Deutscher, die sagen: Nö, ich hab mal überlegt, spanisch zu lernen, aber, ach, brauch ich doch eigentlich nicht. Es gäbe schließlich genug Deutsche hier, die einem helfen könnten. Das hat doch nichts mit Integration zu tun! Genau die gleichen Deutschen beschweren sich dann zuhause, warum in den türkischen Vierteln keiner deutsch lernen will. Es gibt aber auch andere, jüngere Deutsche. Mit einer hab ich mich die ganze Zeit auf spanisch unterhalten bis wir merkten, dass wir beide Deutsch sind.

Reiche Briten, campende Franzosen

Dem Waliser zuzuhören war eine Freude, aber sehr gerne rede ich mit dem ziemlich gut betuchten Engländer, der hier hinter meinem Haus seine Pferde stehen hat. An der Popobacke hat das edle Ross Oli sogar die Initialen eingraviert, will besser nicht wissen, wie. Der Brite hat ein gutes Business in England und kann von hier aus arbeiten und sich um seine Pferde kümmern. Oli ist der Enkel des Gewinners der olympischen Goldmedaille von Athen im Dressurreiten. Tolles Tier. Aber auch hier das Lob des Engländers: Exzellent, wie ich spreche, könnte glatt aus Großbritannien kommen.

Mit dem Französisch klappt es auch gut. Da ist mein Wortschatz nicht sonderlich groß ausgeprägt, reicht aber nach fünf Jahren in der Schule für vernünftige Gespräche. Aber genau das ist es ja, was Sprachen in der Schule vermitteln sollen: Das man sich mit Menschen anderer Herkunft verstehen kann. Das kann ich, meine Noten waren aber zum Beispiel in französisch immer schlechter werdend. Wieso? Weil viel mehr Wert auf sachliches wie Rechtschreibung und Grammatik gelegt wird statt die Jugendlichen darin zu fördern, Gespräche zu meistern. An der Schule bin ich oft gescheitert, an meiner zumindest, ich hatte wirklich oft Pech mit Lehrern. Aber am Leben nicht: In meinem Fall hat sich gezeigt: Ich habe nicht für die Schule, sondern fürs Leben gelernt. Und im Nachhinein: Ich hätte an ein Sprachengymnasium wechseln sollen. Aber auch so hat es ja geklappt, weil ich noch Mathe abwählen konnte... :-D

Am liebsten würde ich jetzt einigen Lehrern unter die Nase halten: Na, siehste? Du fandest das mangelhaft, der Franzose beeindruckend! Gut, Englisch hatte ich als LK, da hab ich nicht viel zu meckern. Den Spaß an der spanischen Sprache konnte unser Spanischlehrer wahnsinnig gut vermitteln. Er war genau der richtige Lehrer für Sprachen: Er hatte den Mix aus Sprachen sprechen und schulischer Korrektheit gefunden. Leider ging er zwischen dem 12. und 13. Schuljahr. Als Cille und ich aus Conil wiederkamen, vorher beide 1 in Spanisch standen, und ziemlich perfekt spanisch sprechen konnten, aber eben mit dem hiesigen andalusischen Dialekt, da war dann die neue übermotivierte Lehrerin da, die ein grauenvolles Spanisch sprach. Und die Cille und mir verboten hat, unser spanisch zu sprechen. Das würde hier nicht hin passen. Wir sollten das bitte so machen wie die anderen. Ohne besondere Akzentuierung. Sonst würden die ja nix verstehen. Cille und ich haben das Fach abgewählt, gute Punkte sind uns deswegen im Abi flöten gegangen. Fail!!!

Eins sollten die Spanier und Franzosen aber auch noch lernen: Lasst das mit dem Englisch. Denn wenn sie versuchen, englisch zu sprechen, verstehe ich fast gar nichts. Und sie? Sie sagen, yes, yes, I unterstand. Und dann kriegst du im Hotel den Anruf: "Ihr Club Sandwich ist fertig!"  Obwohl du nur fragen wolltest, ob morgen früh um 5 schon Kaffee zu bekommen sei. Dann gehst du zur Rezeption und schilderst den Fall und hörst: "Ja, aber Sie müssen das leider trotzdem bezahlen." Merci. Nie wieder spreche ich englisch in Frankreich.